Bezirk vor großen Herausforderungen – Vorstand und Bezirksleitung stark dezimiert
Am letzten November-Wochenende tagte die Versammlung der DPSG im Bezirk Niederrhein-Nord. Bereits zu Veranstaltungsbeginn wurde der aktuell anstehende Umbruch der Bezirksleitung deutlich, der sich vor allem in der Nicht-Besetzung von Ämtern zeigt. Nicht unbeeindruckt davon beschlossen die Delegierten die Prüfung eines Irland-Lagers für Leitende und setzten sich auch mit dem Bezirksjubiläum 2023 auseinander.
Das vergangene Arbeitsjahr war weiterhin geprägt von der Corona-Pandemie. Auf der Bezirksversammlung in der Gelderner Liebfrauenschule stellten sämtliche Berichte der Stufen und Fachrichtungen fest, dass pfadfinderische Tätigkeiten ihren Fokus vorwiegend in den Stämmen hatten. Schwerpunkte lagen hier vor allem darin Gruppenstunden, Veranstaltungen und Rituale wieder aufzubauen oder umzugestalten. Die Ortsgruppen beschäftigten sich damit den Kindern und Jugendlichen wieder pfadfinderische Momente innerhalb des Stammes zu ermöglichen. Darum steckten Leiter*innen ihre Ressourcen verständlicherweise primär in die Arbeit vor Ort, um dort an Zeiten vor der Pandemie anzuknüpfen. Aktionen auf übergeordneter Ebene bildeten eher die Ausnahme, wie z.B. in einer Lippe-Paddeltour der Rover und der Beteiligung am Umweltfestival „STAND UP for nature“ des Fachbereichs Ökologie. Die Auseinandersetzung der Bezirksleitung mit dem Thema „Friedensgedanken“, ausgelöst durch den Ukrainekrieg und die politische Interessenvertretung schafften Möglichkeiten pfadfinderisches Denken und Handeln auch öffentlich sichtbar zu machen.
Nur noch sieben Mitglieder in der Bezirksleitung
Doch staunten die Anwesenden nicht schlecht, als bereits direkt am Anfang der diesjährigen Bezirksversammlung bekanntgegeben wurde, dass nicht wie angekündigt nur das Amt einer/eines Bezirksvorsitzenden neu zu wählen sei. Denn Bezirkskurat Henning Bayer teilte den Pfadfinder*innen aus Stämmen und Stufen mit, dass er sich zusätzlich zu Benedikt Gesing kurzfristig nun dazu entschlossen habe mit dieser Versammlung sein Amt niederzulegen. Als Gründe nannte er vor allem seine veränderte persönliche Lebenssituation, die ihn zum Ende seines Studiums von Essen nach Münster verschlagen hat. „Eine verlässliche und kontinuierliche Arbeit für den Bezirk ist für mich dann leider nicht mehr möglich. Daher ist es für mich die einzig angemessene Entscheidung, auch wenn es mir schwer fällt“, bat Henning die Anwesenden um Verständnis.
Auch auf weiteren Posten innerhalb der Bezirksleitung stehen nun Veränderungen an. So wurden Klaus Degen als Rover-Referent sowie Katja Boßmann als Ökologie-Referentin verabschiedet ohne eine Nachfolge benennen zu können. Marco Seegers war als Referent der Pfadfinderstufe bereits im Sommer zurückgetreten. Der Bezirksvorstand stellte in einem eigens dafür aufgenommenen Tagesordnungspunkt außerdem vor, dass von den aktuell 15 möglichen BL-Mitgliedern demnächst wohl nur noch sieben bis acht übrig bleiben werden. Zusätzlich benannten auch weitere Personen sich aktuell über ihre pfadfinderische Zukunft Gedanken zu machen. Ein Handlungsbedarf um eine langfristige Arbeitsfähigkeit absichern zu können wurde damit mehr als deutlich.
Speed-Dating sucht neue Engagierte
Dies prägte natürlich den weiteren Verlauf in den Berichten und Debatten. Gerade im Bezug auf das im Juni 2023 zu feiernde 50-jährige Bestehen der Bezirksebene kamen Zweifel auf, ob dieses mit solch einer dezimierten Zahl an Mitgliedern der Leitungsebene überhaupt durchführbar und sinnvoll sei. Dem entgegengesetzt wurde das Argument, dass im Vorfeld die Jubiläumsvorbereitung sehr bewusst aus der BL ausgegliedert und mit Britta Hofmann, Christoph Fromont und Benedict Pötters ein separates Vorbereitungsgremium geschaffen wurde. Weiterhin soll der Jubiläumstag als Möglichkeit und Chance genutzt werden mit vielen Menschen ins Gespräch zu kommen und von der Attraktivität eines Engagements auf der mittleren Ebene der DPSG zu berichten. Vorbereitend wird es schon im Januar ein Online-Speed-Dating geben, bei welchem Interessierte an Stufen- und Arbeitskreisarbeit, an Referent*innenämtern oder an einer Tätigkeit im Vorstand sich völlig unverbindlich über Aufgaben und Alltag dort informieren können. Verbunden sind diese Bemühungen mit der Hoffnung Menschen zu begeistern und langfristig für die Arbeit im Bezirk zu gewinnen.
„Wir werden deutlich anders arbeiten, als bisher gewohnt“
Gewählt werden konnte letzten Endes niemand für die vakant werdenden Posten. Diese Aussicht hatte der Wahlausschuss in seinem Bericht bereits angekündigt, auch wenn einige wenige Gespräche im Jahresverlauf stattgefunden haben. Diese hatten aber nicht zu einer Kandidatur von einzelnen Personen geführt. Die verbleibende alleinige Vorsitzende Jule Krysmalski kündigte an „das Beste aus dieser neuen und schwierigen Situation zu machen“. Auch wenn die Bezirksleitung ihr dabei Unterstützung zugesagt habe, stellte sie gegenüber Delegierten und Gästen dennoch klar, dass der Bezirk in dieser personell geschwächten Situation nicht wie bisher gewohnt arbeiten könne und Abstriche in einigen Bereichen nicht zu vermeiden seien. „Ich werde meine Kraft vor allem in die Suche nach motivierten Menschen investieren, damit die Versammlung im nächsten Jahr einen möglichst dreiköpfigen neuen Vorstand wählen kann, der durch eine gut besetzte Bezirksleitung gestützt wird“, betonte Jule und fügte hinzu ihre noch bis ins kommende Jahr gehende Amtszeit auf jeden Fall zu Ende führen zu wollen. Neu gewählt wurde im weiteren Veranstaltungsverlauf ein Wahlausschuss, der sich aus Personen aus verschiedenen Stämmen, Tätigkeiten und Altersstufen zusammensetzt.
Irland-Lager 2024 möglich?
Der aktuellen Situation zum Trotz stehen neben dem Jubiläum am 17. Juni aber weitere Vorhaben an. Auch einige Stufen planen wieder Tagesaktionen für 2023, so z.B. die Jungpfadfinderstufe. Angekündigt ist zudem ein Winterlager der Roverstufe Mitte Januar. Premiere auf dem Territorium des Bezirks wird die Bundesversammlung der DPSG haben. Sie wird am Himmelfahrtswochenende stattfinden und in Hamminkeln-Dingden zu Gast sein. Aus der Versammlung heraus wurde überdies ein Antrag eingebracht, der die Möglichkeit prüfen soll im Jahr 2024 wieder ein Lager für Leiter*innen und Mitarbeiter*innen in Irland durchzuführen. Als Schwerpunkt benannte der Antrag die Bildung eines Vorbereitungsteams um Ziele, Zeitplan und Rahmenbedingungen eines solchen Lagers zu formulieren, Freiwillige für Vorbreitung und Lagerleitung zu akquirieren sowie das grundsätzliche Interesse bei potentiellen Teilnehmenden zu erfragen. Im nächsten Jahr könnte die Bezirksversammlung auf Basis der Ergebnisse dieser Prüfung dann die konkrete Planung des Irland-Lagers beschließen.
Die nächste Bezirksversammlung wird - anders als ursprünglich geplant - nicht schon im Frühjahr stattfinden. Die 44 Delegierten einigten sich darauf, dass der traditionelle Termin, nämlich der dritte Samstag im September, allen Verantwortlichen die notwendige Zeit verschafft sowohl angemessen als auch entsprechend intensiv auf die aktuelle Situation zu reagieren und Vorbreitungen dafür zu treffen. Termin dafür ist dann der 16.09.2023.