Roverway hinterlässt Spuren am Niederrhein - Engagierter Einsatz bei internationaler Begegnung
Kervenheim. Christoph Rechsteiner aus Heidelberg staunt nicht schlecht – erst vier Wochen ist es her, dass ihn die Organisatoren des diesjährigen Roverways in den Niederlanden angefragt haben, ob er nicht einspringen könne und „mal eben“ ein Lager für 50 junge Menschen organisiert. Und jetzt das: Roverinnen und Rover aus fünf europäischen Ländern sitzen freudestrahlend im Hof der Burg Kervendonk, geschafft aber glücklich. Heute waren sie den ganzen Tag unterwegs um sich für andere Menschen zu engagieren und ihnen Gutes zu tun. Der Plan ist voll aufgegangen, auch wenn es ein hartes Stück Arbeit war – erst recht bei der Hitze.
„Genau deswegen bin ich so gerne Pfadfinderin, etwas für die Gesellschaft zu tun gehört doch einfach dazu!“, resümiert Christine aus Luxemburg den Tag, den sie gemeinsam mit Lisa und Pfadfinder*innen aus Portugal im ehrenamtlich organisierten Kevelaerer Seniorentreff verbrachte. Sie und ihre Landsfrauen hatten sich auf die fünf Projektstandorte aufgeteilt um als Sprachmittler zu fungieren, aber auch um selber mit anzupacken. „Mich reizen internationale Camps, weil ich dort neue Kontakte knüpfen und erfahren kann, wie das Pfadfinden in anderen Ländern funktioniert“, beschreibt sie ihre Motivation am Roverway teilzunehmen.
Etwa 3.500 junge Leute aus 58 Ländern kommen beim Roverway in den Niederlanden zusammen. Fester Bestandteil der Veranstaltung sind die sogenannten „Paths“, bei denen die Teilnehmenden eine Woche lang in Kleingruppen unterwegs sind, bevor es ins große Lager geht. Der einzige in Deutschland gelegene Path findet im beschaulichen Kervenheim, einem Ortsteil des niederrheinischen Marienwallfahrtsortes Kevelaer statt. Auf dem Zeltplatz des ortsansässigen Stammes fanden Christoph und sein Team kurzfristig ein Domizil und auch beim Bezirk Niederrhein-Nord gab es schnelle Hilfe für das Vorhaben. Im wahren Leben ist der 37-jährige Bundesreferent für die Roverstufe in der DPSG Produktmanager bei einem Softwarehersteller. Vor Ort unterstützt wird er von Nina Jäckel (25) und Fabian Wohlgemuth (26) aus Bielefeld, die sich ebenso spontan bereit erklärten das Lager mit zu stemmen. Auch sie berichten sehr beeindruckt vom Tatendrang der Rover*innen. Bei 36 Grad hatten 22 der Teilnehmenden geholfen eine Wohnung auf der alten und zur evangelischen Kirche umgewandelten Kervenheimer Burganlage zu entrümpeln und dabei drei große Container gefüllt. „Es war beeindruckend zu sehen, wie da vor allem die Portugiesen ans Werk gingen“, erzählt Fabian. „Sämtliche Zimmer waren von oben bis unten zugemüllt. Ich hätte nicht gedacht, dass wir das alles schaffen und dabei noch so viel Spaß haben“.Körperlicher Einsatz war auch in der Ferienbetreuung des Offenen Ganztags in Winnekendonk gefragt – und zwar im doppelten Wortsinn: denn nicht nur im Fußball und weiteren Spielangeboten mussten sich die jungen Pfadfinder*innen aus Spanien, Portugal und Luxemburg gegenüber den Kindern beweisen, auch wurde die Sprachbarriere einfach mit Händen und Füßen und durchs Tun überwunden. Léini und ihre Mitstreiter hatten sich das spendierte Eis am Ende redlich verdient. „Die wollen jetzt auch alle Pfadfinder werden, weil die das so cool fanden, dass wir sie besucht haben und mit ihnen gespielt haben“, so die Luxemburgerin.
Dass mit der richtigen Einstellung viel zu erreichen ist, zeigte sich in zwei Seniorenhäusern der Caritas. Die Bewohner*innen der Einrichtungen in Winnekendonk und Uedem freuten sich sichtlich über die gelungene Abwechslung, die die Rover*innen mitbrachten. „Es war wirklich spannend mitzuerleben, wie der Alltag in einem deutschen Altenheim abläuft und wie es aufgebaut ist“, beschreiben Jenny, Lynn und Jennifer, die teilweise selber schon Erfahrungen in Pflegeberufen vorweisen können, ihre Erlebnisse. „Die Dankbarkeit der Menschen war sofort spürbar, und dafür brauchte es nur ein wenig Herzlichkeit“. Spaziergänge, Lieder aus Deutschland, Frankreich und Portugal, Gedichte und dazu ein gemeinsames Kaffeetrinken bildeten das Rezept für einen gelungenen Tag. Da wurden selbst die geplanten Wasserspiele schnell überflüssig. „Die Anfrage kam zwar wirklich sehr kurzfristig, aber ich war selber mal Pfadfinderin und weiß daher, wie spontane Planungen zum Erfolg führen können“, freut sich die Leiterin des Uedemer Laurentius-Hauses Susanne Heinrichs über die Aktion. Auch ihre Kollegin Angelika Fedke vom Katharinen-Haus in Winnekendonk ist voll des Lobes: „Damit hätte ich niemals gerechnet, am liebsten hätte ich die Jugendlichen gar nicht mehr gehen lassen“.
Das lässt sich aber leider nicht vermeiden. Bevor die Rover*innen ab Sonntag noch eine Woche Basiscamp mit den weiteren Teilnehmenden im anderthalb Stunden entfernten Zeewolde verbringen dürfen, erleben sie noch eine typisch niederrheinische Paddeltour auf der Niers und eine aufregende Führung durch den Landschaftspark Duisburg-Nord mit anschließender Übernachtung dort.
Am Abend, an dem alle noch auf Einladung der evangelischen Kirchengemeinde beim gemeinsamen Grillen an der Kervenheimer Burg zusammensitzen, kann Christoph ein zufriedenes Lächeln nicht unterdrücken. „Echt gut, was da heute gelaufen ist. Nicht nur, weil 50 junge Leute in guten und wichtigen Projekten etwas bewegen konnten, sondern auch, weil wir hier beispielhaft demonstrieren konnten, was Pfadfinderei ausmacht und wir Menschen damit glücklich gemacht haben.“ Vor allem deswegen wird der Besuch den Menschen vom Niederrhein noch lange im Gedächtnis bleiben. Als Zeichen der Anerkennung und kleines Dankeschön für ihren Einsatz schenkte Martin vom Bezirk Niederrhein-Nord jedem der engagierten Teilnehmenden einen Bezirksaufnäher und betonte dabei nochmal wie wichtig ihr Tun auch für das Image der DPSG in der Region ist.